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Über Uns

                                                         Aus der Geschichte des Velo Club Hohentwiel Singen

100 Jahre im Bestehen eines Vereins sind eine lange Zeit und voll von Ereignissen. Es ist leider nicht möglich eingehend darüber zu berichten, aber bemerkenswertes soll aus der Vergangenheit zurückgeholt werden, weil es zugleich die örtlichen und allgemeinen Zeitverhältnisse beleuchtet. Im Jahre 1895 war Singen noch eine kleine Gemeinde mit etwa 3 000 Einwohnern; war also nur 1/3 so groß wie das heutige Gottmadingen. Es war das Jahr der Einführung des elektrischen Lichtes und der Eröffnung des neuen Spitals (jetzt Amtsgericht). Die allg. Wasserleitung kam erst 1901. Der alte Friedhof bestand noch bei der Peter und Paul-Kirche. Kurz vorher wurde das erste Telefon in Singen installiert. In diesem Jahr wurde die Fittingsfabrik gebaut, aus deren Personenbestand später ein ansehnliches Reservoir an Mitgliedern hervorging. Der Verein wurde am 8. August 1895 unter dem heutigen Namen "Velo-Club Hohentwiel Singen" gegründet. "Velo" war damals der allgemein gebräuchliche Name für Fahrrad. Der Verein gehört somit neben dem Turn-, den Gesang und Musikvereinen sowie der Poppelezunft zu den ältesten Singener Vereinen. Der Verein kann sich glücklich schätzen seit Anfang seine Protokollaufzeichnungen noch fast lückenlos zu besitzen. Und so werden als Gründungs- und Vorstandmitglieder genannt: 1. Vorstand Gustav Müller, wenig später Wirt zur "Alten Post" (am Bahnhof), später als "Zigarren-Müller" stadtbekannt. G. Müller schaffte sich als erster Singener ein Benz-Auto an und fuhr damit auf den Hohentwiel. Schriftführer und Kassier war Gottfried Schrenk (Uhrmachermeister in der Scheffelstraße). Fahrwart Anton Schächle jun. (Bauunternehmer, Villa am Bahnhof mit den zwei Löwen, jetzt im Aachbad). Als Vereinslokal wurde das Hotel Adler (am Bahnhof), später Hotel Ekkehard (Scheffelstraße) gewählt. Als weitere Sitzungslokale tauchen in der ersten Zeit alle früher bekannten und heute meist nicht mehr bestehenden Gasthäuser auf. So Burghof, Deutscher Hof, Rest. Müller, Germania, Kreuz usw. Die Mitglieder waren in den ersten Jahren fast ausschließlich Geschäftsleute und Beamte. Bekannte Namen aus der Scheffelstraße tauchen auf. Sogar ein Baron Reischach in Schlatt ist genannt. Neue Mitglieder wurden durch namentliche Abstimmung aufgenommen. Der Verein war also sozusagen ein "Herren- Club". Schon im ersten Jahr wurden eine Standarte und Schärpen erwähnt. Etwas später ist von Clubmützen und -Anzügen die Rede. Interessant ist, daß das erste Clubabzeichen mit dem Zähringer Löwen 1896 vom Bezirksamt Konstanz beanstandet wurde. Darauf einigte man sich auf das Badische Wappen. Für Fahrradreparaturen wurde eine Firma Hettich in Freiburg empfohlen. So kann man sich vorstellen, daß der Velosport damals eine aufwendige Angelegenheit war. Der Vereinsbeitrag war monatlich 20 Pfennig, später 40 Pfg. Versäumte Versammlungen wurden mit 50 Pfg. geahndet. Ein Nachtessen kostete damals 1,20 M. Die Vereinstätigkeit war anfangs lebhaft und bewegte sich zunächst auf der gesellschaftlichen Ebene (Ausfahrten, auch abends mit Karbidlampen auf staubigen Straßen). Schon bald kamen Einladungen bis von Winterthur, Basel und Nürnberg. Der Radsport kam ungeheuer auf. Mit Waldshut war ein häufiger Besuchs- und Sportverkehr in Gang gekommen. Ab 1901 beteiligten sich die Aktiven auch an auswärtigen Sportveranstaltungen (Wettrennen, Corso und Langsamfahren). Die Organisationen waren meist mangelhaft. Die wöchentlichen Abendausfahrten endeten meistens in Wirtschaften. Bei Hochzeiten von Mitgliedern wurden Lampionfahrten veranstaltet. Öfters ist vermerkt "Ohne Unfall" oder ausgefallen wegen schlechten Wetter. Um die Jahrhundertwende zählte der Verein 40 Mitglieder, z. T. auswärts wohnend. Die Mittel blieben in bescheidenem Rahmen. Das 10-jähr. Stiftungsfest 1905 brachte den Besuch von 30 Vereinen, u. a. von Oerlikon mit eigener Musik auf Rädern. Damit wurde natürlich im Festumzug mit Corso Eindruck gemacht. Der Verein nimmt bis um 1910 eine gute Entwicklung. Es werden 61 Mitglieder verzeichnet. Bis zum ersten Weltkrieg erlahmt jedoch das Interesse und von 1913 bis 1919 schweigt das Protokollbuch. Nach dem Kriege wurde der Verein mühsam wieder aufgerichtet, denn die Mitglieder hatten sich verlaufen und das Inventar war aufgeteilt worden. Die folgenden Jahre mit der beginnenden Inflation waren schwer, aber unter der tatkräftigen Leitung von Stefan Spöhr konnte der Verein sich bis 1928 dem 25-jähr. Jubiläum des Genannten, zu einem geachteten und sehr aktiven Sportverein erheben. Es waren 180 Mitglieder eingetragen. Die Aktiven konnten 70 Preise erringen. Schon 1926 war der Wunsch nach einer eigenen Rennbahn erwacht, aber es dauerte bis 1931 bis diese im Schnaidholz stand. Viele Arbeit mit Bauplatzsuche, Planung (Architekt Waibel) und Finanzierung ging voraus. Die Stadt Singen und der Oberbadische Radfahrerbund beteiligten sich mit Spenden und Darlehen. Hier muß der vielen freiwilligen Helfer gedacht werden, die in ihrer Freizeit (Wirtschaftskrise, Kurzarbeit) bei den Bauarbeiten halfen. Es werden nun fleißig Rennen auf der Rennbahn veranstaltet, 1933 bereits 7 Renntage, die allerdings nicht immer alle durchgeführt werden konnten. Die Bahn war zu sehr vom Wetter abhängig. Der Verein hat jetzt 300 Mitglieder und gab 200 Grenzkarten aus. Die Rennbahn kostete rd. 25 000 M. Der Jahresumsatz betrug über 44 000,- M. Dann kam die "Gleichschaltung" durch die NSDAP und brachte die Auflösung des Arb.-Radfahrer-Bundes "Solidarität" und sollte den Zusammenschluss mit dem hiesigen Radfahrerverein "Wanderlust" einleiten. Spöhr zieht 1933 das Rennen "Rund um den Hegau" auf, welches noch dreimal wiederholt wird und zuletzt mit 520 Teilnehmern in 4 Klassen (darunter rd. 400 Schweizer) in jeder Hinsicht große Klasse war und dem Verein und der Stadt Singen hohes Ansehen brachte. Ab 1934 hat Emil Kneer, Kaufmann, die Bahnrennen, u. a. auch in anderen Städten durchgeführt. Nun wurden auch Steherrennen hinter Motoren eingeführt, was das Publikumsinteresse wieder steigerte. Aber die höheren Unkosten brachten auch ein größeres Risiko mit sich. Außerdem wurde durch das Auto eine sichtbare Ablenkung der Zuschauer festgestellt. Auch das Vereins- und Sportleben kam zum erlahmen. Jedenfalls findet sich im Protokollbuch von 1937 bis 1949 eine Lücke. Der Verein muß sich nach dem 2. Weltkrieg neu aufbauen. Durch einen Konkurrenzverein entstand eine ernste Krise, die aber überwunden werden konnte. 1953 war wieder reger Betrieb. Es werden 22 Versammlungen und Veranstaltungen, ohne die Rennen, vermerkt. 1954 hat Paul Schellhammer die Geschäftsführung der Radrennbahn übernommen. Spöhr ist inzwischen nach 50-jähr. Vereinstätigkeit Ehrenpräsident Geworden. Die Rennbahn bringt im Gegensatz zur Straße keine Überschüsse -mehr Aber auch auf der Straße wird es infolge des wachsenden Verkehrs immer schwieriger Rennen genehmigt zu bekommen. Im Innenraum hat sich der Roll- und Schlittschuhklub eine Bahn gebaut, - Jetzt findet der Saalsport wieder mehr Beachtung. Aber die Trainingsmöglichkeiten im Burghof und später in der Scheffelhalle werden öfters durch anderweitige Belegung gestört. Durch Anschaffungen und Spenden werden die Sportgeräte vervollständigt. 1955 fertigt Architekt Waibel einen Entwurf zu einer Radsporthalle, die aber an den hohen Kosten zunächst zu scheitern droht. Das 60-jähr. Stiftungsfest rückt näher. Es wird im März 1956 in der Scheffelhalle mit großem Sport- und Unterhaltungsprogramm unter Anwesenheit von viel Prominenz gefeiert. In diesem und folgenden Jahre waten die Corso- und Wanderfahrer sehr erfolgreich. Sie waren bei 12 bzw. 17 Wettbewerben eingesetzt. Die Wanderfahrer erhielten die neue von Architekt Waibel entworfene Standarte. Der Zaun um das Bahngrundstück mußte erneuert werden. Die Stadt gab das Material (ca. 6400 DM) und der Verein erstellte die, Betonpfosten und den Drahtgeflechtzaun. Ferner sagte die Stadt eine Wohnbaracke zum Abbruch zu, die in wesentlichen Teilen (Außenwände, Dachrinnen) wiederverwendet werden kann. Die ganze Kraft des Vereins vereinigt sich jetzt auf den Bau der Halle. Die Baracke wird abgebrochen und auf Betonierte Sockel neu erstellt. Eine Verbreiterung konnte dabei der Spielfeldgroße zugute kommen. Die Finanzierung wurde teilweise durch ein Brauereidarlehen gesichert. 1959 war die Einweihung der Halle, wobei der wünschenswerte Endausbau allerdings noch nicht erreicht war. 1962 ist hervorzuheben die " Fahrt ins Blaue" mit 2 Bussen zum Hohenzollern und in die Bärenhöhle. Bei der Generalversammlung wurden für Verein, Rennbahn und Halle 35 Funktionen vergeben. Der Verein war also ein beachtliches Unternehmen geworden, Die Bahn war leider in den über 30 Jahren in einen nicht mehr befahrbaren Zustand gekommen. Die Rennen wurden eingestellt. Nun wurde intensiv die Instandsetzung der Radsporthalle betrieben. Der Velo-Club war ein richtiger "Bau-Verein" geworden. Im August 1969 hatte der Verein wieder einige große Radsporttage. Die Ehrengilde des Bundes Deutscher Radfahrer hatte in Singen ihr 17. Jahrestreffen verbunden mit dem Bundestreffen der BDR-Wanderfahrer. Über 500 Radsportkameraden aus der ganzen Bundesrepublik, der Schweiz und der DDR gaben sich vom 1.-5. August in Singen ein Stelldichein Höhepunkt dieser Veranstaltung war ein Empfang auf dem Rathaus durch den Oberbürgermeister und ein Festbankett in der Radsporthalle. Ab Herbst 1964 wurde alljährlich ein Querfeldeinrennen an den Hängen des Hohentwiels mit den besten Schweizer und Deutschen Querspezialisten durchgeführt. 1971 wurde dieses Rennen dann in der Südstadt in "Rund um das Hardtstadion" durchgeführt. Ebenfalls im Jahre 1971 wurden in der Radsporthalle die Gesamtbadischen Meisterschaften im Kunst- und Gruppenfahren mit einer Rekordbeteiligung von 120 Kunstfahrern durchgeführt. Das Ziel, Wiederaufbau der Radrennbahn, wurde nie aus dem Auge gelassen. Bereits 1970 wurde durch die Vorstandschaft in Verbindung mit Architekt Rolf Steger, Überlegungen angestellt, wie der wiederaufbau finanziell durchgeführt werden kann. Der Stadt Singen und dem Badischen Sportbund wurden Pläne und Finanzierungsmöglichkeiten vorgelegt. Heftige Diskussionen entstanden, als der Ehrenpräsident unseres Vereins Abbruch der Radrennbahn verlangte. Der Badische Sportbund hatte bereits vorher einen Zuschuß von DM 80.000,- zugesichert und der Stadtrat von Singen genehmigte zum Wiederaufbau der Rennbahn DM 100.000,-. Damit war das Fundament zum Wiederaufbau vorhanden. Im Dezember 1971 wurde die Radsport-Interessengemeinschaft "Hegau" gegründet, der auch der Club "Hohentwiel" beitrat. Als Morgengabe wurden vom Velo-Club die schriftlichen Zusagen von insgesamt DM 180.000,- in die Interessengemeinschaft eingebracht. Mitglieder des Vereins haben dann auch in harter Arbeit mitgeholfen damit die Radrennbahn wieder ein Schmuckstück geworden ist. Bereits 1971 wurde das 1. Singener Volksradfahren durchgeführt. Über 400 Teilnehmer, "vom jüngsten Sprößling bis zum Opa" nahmen an dieser Veranstaltung teil. Das Volksradfahren wurde nun alljährlich durchgeführt. Auch der Sport kam in diesem Jahr nicht zu kurz. Bei den in Augsburg getragenen deutschen Meisterschaften im Zweier-Radball der Jugend belegte die Mannschaft vom Velo-Club Hans Keller - Peter Trapp den dritten Platz und errang damit die Bronze- Medaille. Das erste Singener Rad-Kriterium wurde 1950 in der Innenstadt im Bereich der Alemannenstraße und später in der Bahnhofstraße/Hegaustraße durchgeführt. Im Jahr1972 wird die alte Tradition auf den Straßen der Südstadt wieder aufgenommen und bis heute weitergeführt. Im Jahr 2005 das 37. Kriterium. An diesen Rennen nahmen in den einzelnen Kategorien insgesamt über 300 Rennfahrer teil. An einem Schüler-Radsporttag um den Wanderpokal der Bekleidungsfirma Barthel nahmen ca. 180 Schüler der Singener Schulen teil. Gewinner des Wanderpokals wurde das Gymnasium vor der Schiller-Schule. Bodenseemeister im Radball der Klasse C wurde die Mannschaft   Hans Keller - Helmut Wohlert Im Mai 1973 wurde zusammen mit dem RV Orsingen ein Jugendländerkampf  Holland - Schweiz - Bayern - Württemberg - Südbaden - Bodensee-Hegau durchgeführt. Sieger dieses Länderkampfes wurde die Mannschaft aus Holland vor der Schweiz. Internationaler Bodenseemeister im Radball der Schüler wurde die Mannschaft Vetter - Joos vor der Mannschaft aus Ailingen. Am 13. Januar 1974 wurde Ralf Fessel gesamtbadischer Querfeldeinmeister der Jugend. Auf der Radrennbahn in Stuttgart wurde Ralf Fessel mit seinem Partner Henry Rinklin aus Mühlhausen Deutscher Vizemeister im Zweier-Mannschaftsfahren Das Jahr 1974 wurde auch für unsere Radballer sehr erfolgreich. Südbadischer Meister der Radball-Oberliga wurden Hans Fuchs und Helmut Fuchs. Badischer Meister im Radball der Schüler wurden Uwe Löffler und G Wenzel. Bei der Generalversammlung am 9. März wählten die Mitglieder Jakob Schellberg zum 1. Vorsitzenden. Damit wurde erstmals ein Schweizer an die Spitze der Vereinsführung gewählt. Auch wurde das Jahr 1974 ein Jahr der Arbeit an der Radsporthalle. Das Dach der Halle wurde mit Unterstützung der Stadt Singen mit einem Kostenaufwand von DM 19000,- mit Eternitplatten abgedeckt. Auch wurden in der Halle für die Sportler mit einem Kostenaufwand von DM 8.722,- eine Duschanlage eingebaut. 1997 hat die Radsporthalle eine eigene Toilettenanlage mit einem Aufwand von 15.250,00 DM erhalten. Der Hallenboden wurde im Jahr 2002 erneuert. Die kosten in Höhe von 32.184,00 € sind zum Teil in Eigenarbeit, (300 Arbeitsstunden von Mitgliedern) sowie durch Zuschüsse der Stadt Singen und dem BSB erbracht worden. 
Singen Gegründet 1895